VISIONEN 1/22 - Artikel: Das plappernde Ich - Eine Begenung, Christian Stahlhut (PDF 7 Seiten)
Vor zwei Wochen wurde mein linkes Auge am Grauen Star operiert. Das Ziel: neue Klarsicht mittels neuer Linse. In über 90 Prozent der Fälle geht das wunderbar. In meinem Fall nicht. Ich sehe schlechter als je zuvor. Die Welt ist in milchigen Nebel getaucht. Lesen und schreiben geht nur noch schwer. Ich höre jetzt Podcasts, spiele Gitarre, gehe spazieren. Die meiste Zeit des Tages aber lausche ich einem alten Bekannten: dem plappernden Ich.
Wenn das Augenlicht schwindet und die Ablenkungen der Außenwelt nachlassen – ist das nicht die ideale Gelegenheit zur meditativen Versenkung? Zum In–Sich-Gehen und Zur-Ruhe kommen? So höre ich mich reden. Da ist sie schon wieder, die innere Stimme.